Ziel der Rechenschwäche-Therapie

Ziel jeder Dyskalkulietherapie ist der nachträgliche Erwerb des Mengen- und Zahlenverständnisses und – darauf aufbauend – der sichere Umgang mit den Grundrechenarten und den Anwendungen der Mathematik in Alltag, Schule und Beruf. Bei entsprechender Förderung kann jeder Mensch mit Rechenschwäche dieses Ziel erreichen – auch wenn er schon erwachsen ist! Damit schulische Ziele rechtzeitig erreicht werden und die seelischen Folgen einer Rechenschwäche geringfügig bleiben, sollte eine Dyskalkulietherapie jedoch möglichst früh begonnen werden.

Wie wird eine Rechenschwäche behandelt?

In jeder Dyskalkulietherapie werden die individuellen Fehler und Missverständnisse des Lernenden zum Ausgangspunkt gemacht, um das mathematische Verständnis neu aufzubauen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den zahlreichen Kompensationsstrategien, mit denen sich rechenschwache Schüler behelfen, die sie aber gleichzeitig daran hindern, das Gelernte wirklich zu begreifen. Solange sich ein Kind im Bereich der einstelligen Zahlen noch zählend bewegt, kann es den Umgang mit zwei- und mehrstelligen Zahlen weder verstehen noch beherrschen. Der Zahlenraum bis Zehn ist für das Verständnis aller anderen mathematischen Themen unverzichtbare Voraussetzung, daher setzt hier die Dyskalkulietherapie einen ersten Schwerpunkt.

Die wichtigste Methode in der Dyskalkulietherapie ist der Lerndialog mit dem Schüler, in dem dieser angeleitet wird, sein Denken und Handeln selbstständig zu reflektieren und zu überprüfen. Der Therapeut gewinnt auf diesem Wege Erkenntnisse über bestehende Irrtümer ebenso wie über den Lernfortschritt des Schülers. Dem Lernenden selbst werden mathematische Gedankengänge im Zusammenhang deutlich, und er lernt, richtige von falschen Lösungswegen zu unterscheiden. Übungsphasen folgen in der Therapie auf Erarbeitungsphasen, um das Gelernte zu festigen. Wenn Kinder spüren, dass ihre Sicherheit im Rechnen wächst, verlieren sie ihre Angst vor der Mathematik und fassen wieder Zutrauen in ihre Fähigkeiten. Mit dem neuen Verständnis stellt sich auch die Freude am Lernen wieder ein.

Wichtig für Eltern und Lehrkräfte

Die Lerntherapie findet einmal wöchentlich als Einzeltherapie statt. Üblich ist eine Behandlungseinheit von 45 Min. Dauer. Da sich der Lernprozess zwischen den Therapieterminen fortsetzt, werden die Eltern angeleitet, ihr Kind mit abgestimmten Übungen und Spielen zu unterstützen. Über den Fortschritt der Therapie werden sie regelmäßig unterrichtet.

Auch die Zusammenarbeit mit der Schule ist Bestandteil der Dyskalkulietherapie. Da rechenschwache Schüler dem Mathematikunterricht meist nicht mehr folgen können, profitieren sie von individuellen Unterrichtsinhalten, die mit der Lerntherapie abgestimmt sind. Entsprechend werden die zuständigen Lehrkräfte von uns beraten.

Die Dyskalkulietherapie bringt – anders als Nachhilfe oder Förderunterricht – eine grundlegende Neuorientierung des Kindes mit sich. Viele irrtümliche Denk- und Verhaltensmuster müssen verlernt und durch neue tragfähige ersetzt werden. Ein solcher Prozess benötigt Ruhe und Zeit. Wenn die Dyskalkulietherapie frühzeitig begonnen wird, dauert sie im Durchschnitt zwei bis drei Jahre. Bestenfalls hat ein Kind mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule seine Lernschwierigkeiten in Mathematik überwunden und kann selbstständig weiterlernen. Schüler, deren Rechenschwäche erst spät erkannt wird, können dennoch die Mathematik so weit erlernen, dass sie in schulischen und lebenspraktischen Bereichen auf dieses Wissen aufbauen können.

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