25 Jahre LZR in Köln – führend in Diagnostik, Beratung und Therapie von Rechenschwäche


Im Frühjahr 1997 fing alles an

Am Tag der Eröffnung, nach der Vorstellung im Kölner Stadt-Anzeiger vom 6. März 1997 und einem Besuch in der WDR-Sendung „Lokalzeit“, stand das Telefon nicht mehr still: „Rechenschwäche, Dyskalkulie“. Viele Anrufer fühlten sich zum ersten Mal mit ihrem Problem verstanden. Sie berichteten uns von ihrer täglichen Not mit den Zahlen: Streit und Tränen beim Lernen, missglückte Schullaufbahnen, gescheiterte Lebensentwürfe Erwachsener, Stigmatisierung und untaugliche „Hilfsangebote“, die das Gefühl eigener Hilflosigkeit nur vergrößerten.

In den 1990er Jahren war Dyskalkulie auch im Rheinland ein noch unbekannter Begriff. „Was soll das sein? Seit wann gibt es denn Rechenschwäche? Wer in Mathe schlecht ist, muss eben mehr üben. Und wenn das nicht reicht, gehört das Kind eben nicht an eine Regelschule!“ Häusliche Dramen beim Rechnen waren an der Tagesordnung. Kindern, die Mathe partout nicht lernen konnten, wurde häufig unterstellt, faul zu sein. Sie wurden mit Hobbyverbot und stundenlangem Üben traktiert – natürlich ohne Erfolg.

Seitdem ist viel passiert!

In über 25 Jahren intensiver Aufklärungsarbeit durch Veröffentlichungen in Büchern und Fachzeitschriften, Berichterstattung in allen Medien, Fortbildungen von Lehrkräften, Infoabende und Studientage haben wir daran mitgewirkt, dass die Situation rechenschwacher Menschen nicht nur bekannter geworden ist, sondern sich verbessert hat. Lehrkräfte an Grundschulen wissen heute, dass Kinder mit Rechenschwäche (Dyskalkulie) genauso unterstützt werden müssen und eine Therapie benötigen wie Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS).

Zusammen mit anderen führenden Dyskalkulie-Zentren (>> arbeitskreis-lernforschung.de) wurden einheitliche Standards für Diagnostik und Therapie etabliert. Mathematische Einzeltherapien nach anerkannten förderdiagnostischen Prinzipien, Beratung und Anleitung der Eltern, Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Fortbildungsangebote für Eltern, Lehr- und andere Fachkräfte sind inzwischen unverzichtbare begleitende Maßnahmen jeder guten Lerntherapie.


Heute werden in Köln und den Außenstellen in Rodenkirchen und Overath jede Woche etwa 130 Kinder und Jugendliche vom interdisziplinären TherapeutInnen-Team des LZR betreut. Als erfahrenste therapeutische Praxis im Rheinland fungiert das LZR als Anlaufstelle in allen Fragen des mathematischen Lernversagens und stellt durch tägliche Telefonberatung die Betreuung von Eltern, Betroffenen und anderen Interessierten sicher. Seit Bestehen wurden rund 2.400 Förderdiagnosen und über 1.600 mathematische Einzeltherapien durchgeführt.

Wir erleben in unserer Arbeit täglich, dass Rechenschwäche kein lebenslanges Schicksal sein muss. Viele unserer ehemaligen „Therapiekinder“ haben heute ein entspanntes und sachgerechtes Verhältnis zur Mathematik. Dennoch bleibt noch genug zu tun. Die Grundschulen sind bis zum heutigen Tag für den Umgang mit der Früherkennung von Rechenschwäche viel zu wenig gerüstet. Warum müssen sich Schüler und Schülerinnen erst am Ende der Grundschulzeit einer Therapie unterziehen, wenn ihre Schwierigkeiten bereits Anfang der zweiten Klasse hätten entdeckt werden können? Warum muss unendlich viel Zeit mit Ärger und Verdruss, Leid und sinnlosem Pauken in den Familien vergeudet werden, bevor eine qualitativ begründete Förderung die Dinge richtet?
Martina Schneider